Natasha & Jan:
"Es waren ihre Augen, die mich am meisten beeindruckt haben"
Es war Ende Januar 2005, als ich das Profil von Natasha bei Interfriendship entdeckte. Sie hatte einige Bilder von einem professionellen Foto-Shooting ins Netz gestellt. Am meisten faszinierte mich aber ein Portrait aus dem Alltag. Der Blick, die Augen, waren einfach verlockend und blieben in meinem Kopf haften. Obwohl einige Angaben im Steckbrief – keine Berufsangabe, nur „etwas Englisch" – mich etwas stutzig machten, musste ich ihr einfach schreiben. Ein nettes Anschreiben mit ein paar Angaben zu mir sollte zunächst genügen.
Nur: Natasha antwortete nicht. Obwohl sie angegeben hatte, nur alle zwei bis drei Tage ihre Mails in einem Internet-Café abzurufen, schrieb ich voller Ungeduld ein zweites Mal – diesmal mit einem Foto von mir. Und tatsächlich: Natasha meldete sich. Sie bedankte sich für meine beiden Briefe, schickte mir drei weitere hübsche Bilder und formulierte ein paar herzhafte Zeilen. Meine ersten Zweifel verflüchtigten sich schnell. Ihr Englisch war gut. Kein Wunder, hatte sie doch einen Hochschul-Abschluss in Ökonomie. Meine Natasha schrieb offenbar Bescheidenheit groß. Nach dem Motto: Der Richtige wird sich schon finden!
Unser Kontakt vertiefte sich. Nach zehn Tagen kam von ihr der Vorschlag, mich anzurufen. Das Vorhaben erwies sich zunächst als schwierig. Am ersten Abend erwies sich ihre Telefon-Nummer als verkehrt, dann erwischte ich nur ihre Mail-Box, die ich besprach. Ermutigt von meiner Stimme versuchte nun Natasha ihr Glück und „ertappte" mich mitten in einem beruflichen Termin. Im vierten Anlauf sollte es dann endlich klappen. Wir hatten unser Telefonat.
Wir fanden uns auf Anhieb sehr sympathisch. Nun telefonierten wir alle drei bis vier Tage. Dazwischen mailten wir uns weiterhin und schickten uns eifrig SMS. Eine „Sleeping-SMS" und eine zum Aufwecken war nun fest auf der Tagesordnung. Wir wussten nun immer, was der andere gerade machte. Wir hatten immer das Gefühl, trotz der großen Distanz zusammenzusein.
Zum Weltfrauentag überraschte ich Natasha mit einer besonderen Postsendung – ein Blumenstrauß. Und ich hatte Post aus Moldawien in meinem Briefkasten – Fotos und eine kleine Souvenir-Blume. Ein erster Besuch in Moldawien nahm nun Konturen an. Ostern war es schließlich soweit. Überpünktlich landete ich in Chisinau, wo mich Natasha im Foyer des Flughafens in Empfang nehmen wollte. Da ich so zeitig war, musste ich warten. Ein Taxifahrer, dessen Goldzähne beunruhigend strahlten, wollte mich verunsichern: „Dein Freund hat dich vergessen, ich fahre dich zum Hotel." Doch Natasha hatte mich nicht vergessen. Sie kam und begleitete mich zum Hotel.
Da wir beide zunächst etwas vorsichtig agierten, hatte ich mich im „Cosmos" angemeldet. Die Chemie zwischen uns stimmte aber. So lud mich Natasha schon nach einer Übernachtung in ihr „Hotel" ein. In der Drei-Zimmer-Wohnung bezog ich das Gästezimmer. Neben Sight-Seeing und Spaziergängen rückten Fotoalben in den Mittelpunkt. Ich lernte das Leben von Natasha und ihrer Familie immer besser kennen. Die Gastfreundschaft war umwerfend.
Am Ende meines ersten Moldawien-Aufenthaltes stand fest: Wir werden uns wiedersehen – in Deutschland. Gleich nach meiner Rückkehr besuchte ich die Ausländerbehörde für die nötige Verpflichtungs-Erklärung. Für die zweite Mai-Hälfte erhielt Natasha das Visum. In dieser Zeit besuchten wir viele Orte, meine Familie und Freunde lernten Natasha kennen.
Die Überraschung war groß, das „Tempo" in unserer Beziehung sollte sich aber noch beschleunigen. Schon während unseres gemeinsamen Sommerurlaubs in Moldawien und am Schwarzen Meer in Odessa beschlossen wir, alsbald zu heiraten. Viele Behördengänge folgten. Zahlreiche Dokumente waren erforderlich, ehe Natasha mit einem Heiratsvisum im September einreisen durfte. Ende Oktober erfüllte sich der Traum: Wir erlebten eine wunderbare Hochzeit.
Jetzt, ein Jahr nach unserem ersten Kontakt, besuchten Natasha und ich gemeinsam Moldawien. Als junges Ehepaar.
Zu Weihnachten hatte ich ihr ein Fotobuch, in dem ich die Ereignisse der letzten Monate zusammengefasst hatte, geschenkt. Nun zeigte Natasha „unser Werk" ihren Verwandten, Freunden und Bekannten.
In einer Einkaufs-Passage traf sie eine alte Kollegin, die sich die Bilder sehr interessiert beschaute. Dann stellte sie noch ein paar Fragen. „Was wollte sie wissen?", fragte ich später Natasha. Meine Frau antwortete: „Als ich ihr erzählte, dass wir uns im Internet kennen gelernt haben, wollte sie die Adresse von Interfriendship bekommen."